Paulinus - Wochenzeitung im Bistum Trier

Paulinus - Kopfbereich:

Paulinus - Inhalt:
Paulinus - Hauptinhalt:
Fromm und streitbar bis zuletzt

Foto: KNA
Streitbarer Hirte: Joachim Meisner (1933–2017).

Fromm und streitbar bis zuletzt

Von: Andreas Otto | 23. Juli 2017
Der frühere Kölner Erzbischof Joachim Meisner war einer der profiliertesten Köpfe des Katholizismus in Deutschland. Er scheute keine Konflikte, was selbst der Papst zu spüren bekam. Am 15. Juli wurde er beerdigt.

Er pflegte das klare und das kritische Wort. Wenn der frühere Kölner Erzbischof Joachim Meisner Glaubenslehre oder gesellschaftliche Moral bedroht sah, dann ging er als Verteidiger in die Offensive. Seinen Unmut zu spüren bekam selbst Papst Franziskus, für dessen Ehe-Lehre der Kardinal wenig übrig hatte. Dagegen sah er dessen Vorgänger, Johannes Paul II. und Benedikt XVI., ganz an seiner Seite. Am 5. Juli ist der kämpferische Kardinal mit 83 Jahren in seinem Urlaub in Bad Füssing gestorben. Am 15. Juli wurde er in Köln zu Grabe getragen.

Zweifel am Zölibat, Forderungen nach dem Frauenpriestertum oder die Anerkennung der „Homo-Ehe“ forderten den Widerspruch Meisners heraus. Und eben auch das Schreiben „Amoris laetitia“ von Franziskus. Gemeinsam mit drei anderen Kardinälen forderte er im November 2016 den Papst in einem öffentlich gewordenen Brief zur Klärung mehrerer „Zweifel“ („Dubia“) auf. Dass wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden, ließ dem Ruheständler keine Ruhe.

Meisner, der nach 25 Jahren an der Spitze des mitglieder- und finanzstarken Erzbistums Köln im Februar 2014 altersbedingt aus dem Amt schied, scheute keine Konflikte. So missfiel ihm, dass die Bescheinigung über eine Schwangerenberatung Frauen einen straffreien Abbruch ermöglichte. Auf seine Initiative hin verfügte Papst Johannes Paul II. 1999 den Ausstieg der katholischen Kirche in Deutschland aus dem staatlichen System der Schwangerenberatung – ein Schritt, den eine beträchtliche Anzahl von Bischöfen nur ungern vollzog.

Gegenwind aushalten – diese Haltung hat der 1933 im schlesischen Breslau (Wroclaw) geborene Geistliche besonders in der DDR entwickelt. Mit der Familie flüchtete er 1945 nach Thüringen, wo er nach einer Banklehre Priester und dann Weihbischof in Erfurt wurde. 1980 kam er als Bischof in die geteilte Stadt Berlin und legte sich mit Honecker und Genossen an.

Angesichts der Sowjetsterne auf vielen öffentlichen Gebäuden der DDR rief er beim Dresdner Katholikentag 1987 in die Menge, dass die Katholiken „keinem anderen Stern folgen als dem von Bethlehem“.

Johannes Paul II., zu dem Meisner ein enges persönliches Verhältnis pflegte, wollte ihn nach dem Tod von Kardinal Joseph Höffner gegen den Willen des Domkapitels an der Spitze des Erzbistums Köln haben. Meisner wechselte am 12. Februar 1989 von der Spree an den Rhein – neun Monate vor dem Mauerfall. In Köln, seiner vierten „Heimat“, kämpfte er seitdem nicht mehr gegen staatlich verordneten Atheismus, sondern gegen die Gottvergessenheit einer konsumorientierten Welt.

Scharf wandte er sich gegen Versuche, aktive Sterbehilfe zu erlauben: „Der Mensch soll an der Hand des Menschen sterben, nicht aber durch seine Hand.“ Nicht minder energisch prangerte er Abtreibungen und Forschungen am Embryo an, um „alt und krank gewordenes Leben sanieren zu können“. Meisner wollte den Glauben verkünden, ohne ihn „zu verbilligen“.

Glaubensfeste wie der Kölner Weltjugendtag 2005 oder der Eucharistische Kongress 2013 in der Stadt mit Elementen wie Anbetungen und Beichten lagen ihm mehr als Katholikentage, wo „zu viel diskutiert und zu wenig gebetet“ werde. Ihm gefiel auch nicht das abstrakte Dom-Fenster des Künstlers Gerhard Richter, weil es „eher in eine Moschee oder ein anderes Gebetshaus“ als in die gotische Kathedrale passe.

Konservativ heißt, den Glauben zu bewahren

Erschüttert reagierte der Kardinal 2013 auf den Rücktritt von Papst Benedikt XVI., mit dem er ebenfalls freundschaftlich verbunden war. „Bis zum Tod – das habe ich nicht nur in Bezug auf Ehen so gesehen, sondern auch auf das Papstamt“, beschrieb er seine erste Reaktion. Später seien seine Vorbehalte aber „weggeschmolzen“, bekundete er Verständnis für die körperliche Schwäche Benedikts.

Zwischen Franziskus und Meisner bestand ein eher distanziertes Verhältnis, wenngleich der Kardinal keinen Zweifel daran ließ, dass der Lateinamerikaner legitimer „Nachfolger Petri“ ist. Meisners kompromisslose Haltung hat ihm das Etikett „konservativ“ eingebracht. Er sah das positiv. Denn konservativ meine doch nur, „den Glauben zu bewahren“.



Paulinus - Marginalinhalt:

Im Blickpunkt

„Paulinus“-Leserreise 2024

Die nächste „Paulinus“-Leserreise führt vom 28. September bis 5. Oktober nach Kroatien. Die dalmatinische Küste Kroatiens zählt zu einer der malerischsten Europas. Unzählige vorgelagerte Inseln, herrlich verträumte Buchten, ein kristallklares Meer sowie die einzigartigen Städte Dubrovnik, Split und Trogir (deren Altstädte stehen unter dem Schutz der Unesco) werden Sie verzaubern.


Lebensberatung im Paulinus

An dieser Stelle beantworten regelmäßig Lebensberaterinnen und -berater aus den Einrichtungen des Bistums Trier Fragen zu verschiedenen „Problemfeldern“ des Lebens, zum Beispiel aus den Bereichen Erziehung, Ehe oder Familie. Wenn Sie zu einem Problem Beratung oder Antworten suchen, können Sie sich entweder an die „Paulinus“-Redaktion, Postfach 3130, 54221 Trier, oder direkt an die Lebensberatungsstellen im Bistum Trier wenden. Viele Paulinus-Beiträge aus der Praxis der Lebensberater finden Sie im Paulinus-Archiv/Lebensberatung.


Einfach Leben

Ein eigenes Haus, ein Auto, regelmäßiger Urlaub, Fernreisen, ein möglichst gut gefülltes Bankkonto. So sah lange Zeit der Traum vom Wohlstand aus. Doch immer mehr setzt sich heute die Erkenntnis durch: „Viel haben“ heißt noch nicht „gut leben“, und „weniger ist vielleicht mehr“. In Zusammenarbeit mit Barbara Schartz vom Themenschwerpunkt Schöpfung bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum beleuchten wir das Thema in einer lockeren Serie und stellen Menschen vor, die für Veränderung eintreten oder anders leben.


Synode im Bistum Trier

Die Synode wurde am 29. Juni 2012 von Bischof Ackermann ausgerufen. Die Trierer Bistumssynode hat ihr Abschlussdokument „heraus gerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ am 30. April 2016 verabschiedet.



Video

  • "Begrüßungsvideo" Heilig-Rock-Tage 2024
    Isabell Krohn und Dario Tumminelli haben das Programm der 24. Ausgabe des Bistumsfestes vorgestellt und laden herzlich dazu ein. Sie stehen unter dem Leitwort "Mit Dir!" und halten ein umfangreiches geistliches und kulturelles Programm bereit (Video: Sarah Schött).
  • Madonnenausstelung Koblenz
    Der belgische Sammler Alex Poignard hat seinen Madonnen-Schatz dem Landesmuseum Koblenz vermacht. Ein auserlesener Teil seiner riesigen Sammlung wird noch bis 7. April auf der Festung Ehrenbreitstein gezeigt (Video: Constanze Haubrich).
  • Nikolausaktion
    Bereits zum 50. Mal machen sich Studierende der katholischen Theologie in Trier auf den Weg, um als Nikoläuse und Engel Familien und soziale Einrichtungen zu besuchen. Warum ihnen das Nikolausfest wichtig ist und was sie antreibt, bei der Aktion mitzumachen, erzählen Dustin und Francesca im Video (Video: Constanze Haubrich).
  • Engelausstellung Museum am Dom
    Sie gehören – nicht nur – in die Advents- und Weihnachtszeit. Engel sind beliebt bei glaubenden Menschen, aber auch bei denen, die nicht glauben. Das Museum am Dom in Trier widmet den „himmlischen Heerscharen“ seine diesjährige Sonderausstellung bis 28. Januar 2024. Dabei zeigt es, dass die Ursprünge geflügelter Wesen in der Antike zu finden sind (Video: Christine Cüppers).
  • Illuminale Trier
    Am 29. und 30. September hat in Trier das Lichtkunstfestival Illuminale stattgefunden. Unser Video bietet einen kleinen Rückblick auf einen Teil des Lichtspektakels am Dom (Video: Rolf Lorig).
  • Weitere Videos
    Weitere Videos des Paulinus finden sich auf www.youtube.com/PaulinusTrier




Paulinus - Fuss: