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Taube als Friedenssymbol beim Friedensgebet in Bari: Papst Franziskus, links von ihm Bartholomaios I., rechts Tawadros II.
Klare Worte in Bari
Von: Roland Juchem | 15. Juli 2018
Eingeladen hat der Papst, gekommen sind die Führer der Kirchen des Nahen Ostens aber auch zum heiligen Nikolaus. Neben Gebeten fanden sie in Bari auch klare Worte zu politischen und sozialen Hindernissen für den Frieden.
Warum ein Treffen christlicher Kirchenführer für Frieden im Nahen Osten in Süditalien? Warum nicht in Jerusalem – oder Genf, wo der Weltkirchenrat sitzt? Weil im süditalienischen Bari der heilige Nikolaus von Myra verehrt wird. Christliche Ökumene geht mitunter ungewöhnliche Wege. Denn Nikolaus wird in der östlichen wie westlichen Christenheit verehrt.
Dass Reliquien des Heiligen vor rund 1000 Jahren von normannischen Seefahrern aus einem orthodoxen Kloster in Myra geraubt und nach Bari gebracht wurden, war nur eine Episode im jahrhundertelangen Streit zwischen Ost- und Westkirche. Heute jedoch ist Bari gemeinsamer Pilgerort für orthodoxe wie lateinische Christen.
An diesem hochsommerlichen Morgen des 7. Juli sind 20 Kirchenvertreter des Ostens der Einladung des Bischofs von Rom, Papst Franziskus, gefolgt. Einzeln begrüßt er sie, umarmt etliche, wechselt mit jedem ein paar Worte. In der Krypta kniet der Papst vor dem Reliquienschrein des Heiligen.
Unter den Teilnehmern um ihn herum sind das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, Papst Tawadros II., Metropolit Hilarion von der russisch-orthodoxen Kirche sowie zahlreiche andere Vertreter orthodoxer und altorientalischer sowie mit Rom unierter Kirchen.
Zwischen all den schwarzen Talaren und grauen Bärten ist eine Frau: Souraya Bechealany, libanesische Theologin und Geschäftsführerin des Kirchenrates im Nahen Osten.
Entlang des Hafenbeckens vor der Altstadt haben sich gut zehntausend Gläubige eingefunden. Auf einer überdachten Bühne auf einem in das Hafenbecken hineinragenden Halbrund – mit Blickrichtung Heiliges Land – beten die Kirchenführer für den Frieden.
Gesänge und Gebete werden auf Italienisch, Englisch, Arabisch, Griechisch, Assyrisch, Armenisch und Französisch vorgetragen. Ein italienischer Chor mit Orchester stimmt westliche Lieder an, eine Schola singt arabischsprachige und assyrische Hymnen.
Am Ende entzündet jeder Kirchenvertreter ein Friedenslicht für einen gemeinsamen Leuchter. Später ziehen sie sich zu einem Erfahrungsaustausch in die Basilika San Nicola zurück.
An dessen Ende treten sie in einer Reihe vor die strahlend weiße Fassade, während der Papst eine Reihe kritischer Anmerkungen vorträgt. Selbstkritisch warnt er zunächst: Zukunft werde das Christentum nur haben, wenn die Kirchen „von der Logik der Macht und des Gewinnstrebens, der Logik eines oberflächlichen Opportunismus“ Abstand nähmen.
Dann kommt er zu den übrigen Hindernissen für Frieden in Nahost: Es müsse Schluss sein mit „Gewinnen einiger weniger auf Kosten so vieler“, „Schluss mit Landbesetzungen, die Völker auseinanderreißen“ ebenso wie mit „parteiischen Wahrheiten“, „sturen Gegensätzen“ und ausländischer Profitgier um Öl- und Gasvorkommen. Auch geißelt er vermeintliche Friedensrhetorik, „während man heimlich ein ungezügeltes Wettrüsten veranstaltet“. Frieden brauche Brot und Arbeit, Würde und Hoffnung für alle Menschen.
Mehrfach unterbricht ihn der Applaus der Menschen, in den etliche Mitbrüder an seiner Seite einstimmen. Erneut fordert Franziskus die Einhaltung des Status quo Jerusalems „gemäß den Beschlüssen der internationalen Gemeinschaft“. „Jerusalems Identität und Berufung müssen über alle Streitigkeiten und Spannungen hinaus bewahrt werden!“
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